Im Jahr 1985 erfolgte in Bonn die Gründung des Vereins durch Frau Balbine von Diest-Daber und einigen an der privaten Entwicklungshilfe interessierten Bürgern. Der Verein ist seitdem beim Amtsgericht Bonn im Vereinsregister Nr. 5224 eingetragen und vom zuständigen Finanzamt als gemeinnützig anerkannt.
Gleichzeitig gründete Dr. Sheka Kanu - Botschafter für Sierra Leone in Bonn von 1973-78 - in LOKOMASSAMA eine Kooperative zur ländlichen Entwicklung mit der Bezeichnung "Community Organisation for Rural Development (CORD)". Beide Vereine entwickelten zunächst in kleinem Rahmen erste gemeinsame Aktivitäten wie z.B die Verbesserung der Trinkwasserversorgung durch Aufbau von Handpumpen auf provisiorischen Brunnenschächten und erste Maßnahmen zur Verbesserung der lokalen Reisproduktion. Alle Aktivitäten wurden durch die 1.Vorsitzende des HfL e.V., Frau von Diest-Daber, vor Ort in LOKOMASSAMA vorbereitet und mehrere Wochen im Jahr engagiert begleitet.
Im Juli 1988 verstarb Frau von Diest-Daber. Neuer 1.Vorsitzender wurde für die nächsten 2 Jahre Herr Dr. Gerd Johnen.
Nun wurde ein Projektkoordinator für die Arbeiten in LOKOMASSAMA gesucht. Es bot sich F.W. Stede an, der bereits seit 1975 im Auftrag der GOPA in FREETOWN mit dem Aufbau einer Ausbildungswerkstatt für Kfz-Mechaniker bei der halbstaatlichen Busgesellschaft „Sierraleonian Road Transport Corporation (SLRTC)“ betraut war und diese seither leitete.
Anfang 1989 wurden auf Grund des positiven Berichts eines beauftragten Gutachters die Weichen gestellt für ein stärkeres Engagement des Vereins beim Bau von Trinkwasserbrunnen in LOKOMASSAMA. Nachdem die Mitfinanzierung der ersten Projektphase durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sichergestellt war, übernahm F.W. Stede für den HfL e.V. vor Ort die Tätigkeit als Projektkoordinator für den Brunnenbau. Er organisierte den Brunnenbau, indem er gemeinsam mit seinem einheimischen Partner bei CORD Arbeitsgruppen aufstellte und ausbildete.
Im April 1990 wurde am Brunnen Nr.1 im zentralen Ort PETIFU JUNCTION mit den Schachtarbeiten begonnen. Die verschiedenen Arbeitsgruppen arbeiteten bald nahezu selbständig: sie
gruben per Hand und Schaufel die Brunnenschächte, stellten die Betonringe vor Ort in den Dörfern her, ließen die Betonringe in die Schächte ab und bauten schließlich die Handpumpen ein.
Erforderliche Geräte und Vorrichtungen wurden entweder in Deutschland beschafft oder mit Unterstützung der Ausbildungswerkstatt der SLRTC in Freetown hergestellt. Nach einer kurzen
Erprobungsphase wurde beim Bau der Brunnen ein Standard erreicht, der weitgehend mit dem Schlagwort "angepasste Technologie" zu beschreiben ist. Die Projektarbeit des HfL e.V. erfolgt nach dem
Grundsatz "HILFE ZUR SELBSTHILFE": d.h., daß die Dorfbewohner aktiv beim Bau ihres Brunnens mitarbeiten und daß sie den CORD-Arbeitern kostenlos Verpflegung und Unterkunft zur Verfügung stellen
müssen. Außerdem müssen sie die während der Regenzeit unpassierbar gewordenen Zufahrtswege wieder herrichten, damit Materialtransporte durchgeführt werden können. So brauchen sie sich nicht nur
als reine Spendenempfänger betrachten und es soll ein Anreiz für die spätere verantwortungsbewusste Nutzung und Pflege des Brunnens sein.
Ende Mai 1993 wurde ein Antrag des HfL e.V. an die damalige Kommission der Europäischen Gemeinschaften (KEG) in Brüssel zur Mitfinanzierung der Projektphase 2 genehmigt. Die Weiterführung des Projekts war somit gesichert.
Im September 1995 wurde der 100. Brunnen eingeweiht. Weitere Brunnen wurden geplant und gebaut. Alle Brunnen sind/werden mit KARDIA-Handpumpen (Made in Germany)
ausgestattet.
Seit Mitte 1995 steht für Übernachtungen und auch längere Aufenthalte im Projektgebiet ein, im Auftrag des HfL e.V., solide gebautes Haus zur Verfügung. Damit entfallen viele der bisherigen zeit- und kostenaufwändigen Überfahrten mit der Fähre von Freetown nach Lokomassama und zurück.
Im Rahmen der von der Satzung vorgegebenen Förderung von humanitären Hilfsmaßnahmen wurde bald ein weiteres Projekt „Verbesserung der Gesundheitsversorgung“ in Angriff genommen.
In den Jahren 1993/94 erhielt der Verein Fördermittel der Landesregierung Nordrhein Westfalen und verbesserte damit überwiegend die bauliche Substanz der einzigen zentralen Gesundheitsstation (Community Health Center) im Projektgebiet. Durch einige Medikamentenspenden konnten außerdem in der Folgezeit Engpässe bei der Versorgung mit Medikamenten zumindest zeitweise ausgeglichen werden.
Im Jahr 1995 wurde ein Programm zum Bau von insgesamt sechs Gesundheitsstationen (Community Health Post) begonnen. Die Finanzierung von vier Krankenstationen erfolgte aus dem „SL/EU MICRO PROJECTS PROGRAMME“, einem gemeinsamen Programm der sierraleonischen Regierung und der Europäischen Union (EU).
Zwei Gesundheitsstationen wurden mit finanzieller Unterstützung durch die Neuapostolische Kirche (NAK) Baden-Württemberg und Bayern begonnen. Von den sechs Stationen wurden damals drei fertig gestellt und sind seitdem in Nutzung.
Wegen eines sich anbahnenden landesweiten Engpasses bei der Reisversorgung wurden im März 1995 dem HfL/CORD aus einem weiteren gemeinsamen Programm der SL-Regierung und der EU Gelder zum Ankauf von 2100 Sack Saatreis zur Verfügung gestellt. Der Saatreis wurde von HfL/CORD mit eigenen Transportmitteln an ebenso viele Reisbauern zur Aussaat im gesamten Projektgebiet verteilt.
Die Voraussetzungen für eine so erfolgreiche Projektarbeit wie in den Jahren 1990 bis zum Mai 1997 hatten sich geändert. Es stand kein Projektkoordinator mehr ständig vor Ort in Sierra Leone zur Verfügung. Der HfL e.V. war daher bestrebt, seinen Partner CORD in die Lage zu versetzen, das Brunnenbau-Projekt zumindest mittelfristig eigenverantwortlich weiterzuführen.
Das bedeutete:
CORD musste nach dem Bürgerkrieg wieder eine arbeitsfähige Organisationsstruktur einnehmen, um die erforderlichen Wartungsarbeiten sowohl personell als auch materiell ausführen zu können. Dazu war aber die Präsenz des HfL vor Ort erforderlich.
Mit der Zuspitzung des Bürgerkrieges in Sierra Leone im Mai 1997 und des Todes des damaligen Projektkoordinators war eigentlich das Ende unseres Vereins vorprogrammiert. Doch das Ende konnte damals durch die spontane Reaktion und dem Wunsch maßgeblicher Kirchenmitarbeiter der Neuapostolischen Kirche (NAK) Baden-Württemberg und Bayern (heute: Süddeutschland), dass die erfolgreiche Arbeit des HfL e.V. vor Ort weitergehen sollte, abgewendet werden. Seit dieser Zeit kann der HfL-Projektkoordinator bei seinen Aufenthalten in Sierra Leone Unterkunft und Einrichtungen, wie Büro und Materiallager, bei der Verwaltungsstelle der NAK in Freetown nutzen. Mit großzügiger finanzieller Unterstützung konnten im Laufe der Zeit auch mehrere Projekte zu Ende geführt und neue begonnen werden. Der HfL ist nur unter diesen einmalig günstigen Bedingungen in der Lage, die Projektarbeit auch weiterhin erfolgreich fortzuführen.
Im Februar 2002 wurde nach schwierigen Friedensverhandlungen der Bürgerkrieg offiziell für beendet erklärt. Bereits im selben Monat flog der HfL-Projektkoordinator nach Sierra Leone um festzustellen, welche Schäden der jahrelange Bürgerkrieg, insbesondere in seiner Endphase, im Projektgebiet LOKOMASSAMA verursacht hatte. Die Überprüfung von ca. 75% der damals insgesamt 115 Brunnen ergab ein klares Bild der Schäden und der erforderlichen Rehabilitierungsmaßnahmen. Zwei von den damals noch im Bau befindlichen Gesundheitsstationen waren stark beschädigt. Gewaltsam waren die Dachbleche sowie die bereits eingebauten Eisenfenster herausgerissen und abtransportiert worden. Um Folgeschäden zu vermeiden mussten die Dächer neu gedeckt werden.
Am 14.11.2002 wurde bei der Mitgliederversammlung des HfL e.V. beschlossen, die Projektarbeit fortzuführen und an das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) einen Antrag auf Mitfinanzierung eines Projekts zur „Rehabilitierung und Fertigstellung von Trinkwasserbrunnen in LOKOMASSAMA“ zu stellen.
Am 27.11.2003 flog der HfL-Projektkoordinator wieder nach Sierra Leone, nachdem der Antrag genehmigt war und die beantragten Gelder zur Verfügung standen, um das Projekt vor Ort zu organisieren und zu begleiten. Gemeinsam mit der Partnerorganisation CORD wurden die vorgesehenen Brunnen rehabilitiert.
Bis Mai 2010 wurden insgesamt 135 Brunnen gebaut. Es sind jedoch nicht alle funktionsfähig. So wurden während der Besetzung durch die Rebellen einige Pumpen gestohlen, die noch ersetzt werden müssen. Bei einigen Brunnen sind mit der Zeit die Betonringe in den weichen Untergrund abgesackt. Die unteren Betonringe müssen freigelegt und zusätzliche Betonringe müssen aufgesetzt werden. Ein weiteres Problem besteht darin, dass der Grundwasserspiegel in Teilbereichen des Projektgebietes abgesunken ist. Das führt dazu, dass immer mehr Brunnen bereits vor Ende der Trockenzeit trocken fallen und tiefer gegraben werden müssen.
Seit März 2010 stehen uns wieder ein Generator (Firma Hatz) und eine elektrische Tauchpumpe zur Verfügung. Wir können nun während der Bauphase das aufsteigende Grundwasser abpumpen und den Brunnenschacht tiefer graben. Wir erreichen damit, dass mittelfristig auch während der Trockenzeit sicheres Grundwasser zur Verfügung steht.
Nachweislich sind in Dörfern, in denen Brunnen gebaut wurden, keine der sonst üblichen Fälle von CHOLERA mehr aufgetreten. Auch die sonst weit verbreiteten Wurmerkrankungen sind stark rückläufig. Es zeigt sich also, dass „safe drinking water“ einen entscheidenden Einfluss auf den Gesundheitszustand der lokalen Bevölkerung hat. Der Bedarf an weiteren Brunnen in unserem bevölkerungsreichen Projektgebiet ist nach wie vor hoch.
Die Auswirkungen des Bürgerkrieges und der Jahre danach mussten erst einmal verkraftet werden. In den ersten Jahren war noch kein normaler Arbeitsablauf möglich, da neben Neubauten viele Brunnen an verschiedenen Standorten aus den oben beschriebenen Gründen tiefer gegraben werden mussten. Der Aufwand dabei ist groß. Es müssen neue Betonringe hergestellt und zum jeweiligen Brunnen transportiert werden. Dazu kommt der Transport der notwendigen Geräte, Vorrichtungen und auch der Brunnenbauer vom alten zum jeweiligen neuen Brunnenstandort. Auch eine zeitintensive Transportaufgabe. Manche Dörfer mussten sich daher zeitweise leider wieder an ihren alten Wasserstellen im Sumpf mit „Trinkwasser“ versorgen.
Die normalen Reparaturen an den Handpumpen werden von unserem Pumpenmechaniker und seinem Gehilfen selbständig durchgeführt. Die Dörfer erreicht er unabhängig mit dem Motorrad. Die erforderlichen Ersatzteile werden beim Pumpenhersteller in Deutschland gekauft und nach Sierra Leone geschickt.
Ein Ansporn für uns ist das Interesse in Deutschland an unserer Arbeit vor Ort in LOKOMASSAMA. Wir erfahren eine nachhaltige Unterstützung im Norden und im Süden Deutschlands.Und dazwischen liegt Peine, von wo eine private Initiative eine Unterstützung besonderer Art leistet. Einzelheiten dazu erfahren Sie später.
Erste Kontakte mit der „Johannes Heyen Stiftung für Afrika“ aus Wiesmoor/Ostfriesland mit dem Schwerpunkt Trinkwasserversorgung wurden 2005 hergestellt. Wie es dann weiterging ist später beschrieben.
Die „Gemeinnützige Stiftung FuturAfrica“ aus Aschheim bei München hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, in afrikanischen Ländern die Trinkwasserversorgung zu verbessern. 2010 wurden erste Informationen ausgetauscht und bald eine Zusammenarbeit beschlossen, die bis heute fortgesetzt wird.
Neben dem Bau von Trinkwasserbrunnen wurde auch der Bau von den drei Gesundheitsstationen (Community Health Posts), die wegen des Bürgerkrieges seinerzeit im Rohbau verlassen wurden, fortgesetzt. Die Stationen wurden fertig gestellt:
Die staatlichen Maßnahmen zum Aufbau von Gesundheitsstationen sind mangelhaft bzw. in vielen Bereichen nicht vorhanden, so dass „unseren“ Stationen eine besondere Bedeutung für die Gesundheitsversorgung der lokalen Bevölkerung in LOKOMASSAMA zukommt!
Bei unseren Fahrten durch das Projektgebiet LOKOMASSAMA haben wir besonders auch in abgelegenen Gebieten festgestellt, dass die Bereitschaft in den meisten Dörfern groß ist, ihren Kindern die
Zukunft durch eine Schulbildung zu verbessern. Meist haben die Eltern nie eine Schule besucht.
Die Regierung unterstützt dabei durch Abstellung und Bezahlung von Lehrern. Für die Unterbringung und Einrichtung der Schule und auch für zusätzliche Hilfslehrer sind die Dorfbewohner zuständig.
Das führt dazu, dass je nach den finanziellen Möglichkeiten ganz einfache Dächer aus Palmwedeln genutzt werden, die während der Trockenzeit Schatten spenden, aber während der Regenzeit
nutzlos sind.
Der HfL e.V. hat sich daher entschlossen im Rahmen der in der Satzung vorgesehenen Durchführung von „humanitären Hilfsmaßnahmen“ neben dem Bau von Brunnen und Gesundheitsstationen ein weiteres
Projekt „Schulbau“ aufzunehmen.
Im Jahr 2010 haben wir damit begonnen, im Dorf BENKIA eine Musterschule zu bauen. Wir hatten dieses Dorf ausgewählt, weil die Bewohner seinerzeit beim Bau ihrer
Gesundheitsstation im Jahr 2009 besonders tatkräftig unterstützt hatten.
Die ersten beiden Klassenräume in BENKIA wurden Anfang April 2011 fertiggestellt, zwei weitere dann Anfang Mai 2013. Die neue Schule zog natürlich viele
interessierte Besucher und Antragsteller an. Aus den Erfahrungen dieser ersten Schule haben wir dann im Jahr 2014 im Dorf MALAP die zweite Schule mit zwei Klassenräumen
gebaut.
Es ist geplant weitere Schulen zu bauen.
Im März 2014 wurde erstmals der Ausbruch von EBOLA im Nachbarstaat GUINEA gemeldet. In FREETOWN und auch im übrigen Land ging das Leben erst mal weiter wie bisher. Erste Erkrankungen wurden dann aus dem Osten von SIERRA LEONE an der Grenze zu GUINEA gemeldet.
Ende 2014 wurde schließlich EBOLA in SIERRA LEONE als Epidemie eingestuft und internationale Hilfsmaßnahmen wurden verstärkt eingeleitet. Sierra Leone wurde das ganze Jahr 2015 von EBOLA heimgesucht. Auch unser Projektgebiet LOKOMASSAMA war stark betroffen. Unsere Projektarbeit vor Ort musste eingestellt werden.
Sierra Leone wurde Ende 2015 von der „World Health Organisation (WHO)“ als EBOLA-frei erklärt.
Anfang 2016 hat der HfL e.V. dann seine Projektarbeit wieder aufgenommen.